Weihnachten in Russland wird etwas später gefeiert als bei uns in der Tschechischen Republik. Die Russen haben nämlich zwei Möglichkeiten, Weihnachten zu feiern. Entweder sie entscheiden sich für das orthodoxe Weihnachten, das am 6. und 7. Januar gefeiert wird, oder sie feiern das „weltliche Weihnachten“ zum Neujahrsfest. Wir erzählen euch hauptsächlich über das traditionelle orthodoxe Fest – und am Ende ein wenig über die moderne Variante.

Wie wird das orthodoxe Weihnachten in Russland gefeiert?

Genauso wie bei uns werden in Russland an Weihnachten Geschenke ausgetauscht, um Freude zu bereiten. Alte Bräuche wie das Singen von Weihnachtsliedern oder das Herumlaufen von Maskengruppen am Heiligen Abend sind weniger verbreitet, aber dennoch häufiger als bei uns ;-).

Auch heute noch ist Weihnachten in Russland in erster Linie ein religiöses Fest, kombiniert mit gut etablierten weltlichen Traditionen. Am Heiligen Abend (in der Nacht vom 6. auf den 7. Januar) wird die feierliche Liturgie aus der restaurierten Christ-Erlöser-Kathedrale live auf den nationalen Fernsehkanälen übertragen.

Weihnachten gilt in der orthodoxen Kirche als das zweitwichtigste Fest nach Ostern. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion kam es nicht zu einer vollständigen Rückbesinnung auf die Religion – Neujahr bleibt weiterhin das wichtigste traditionelle Fest in Russland.

Die Anfänge der Weihnachtsfeierlichkeiten in Russland reichen bis ins 10. Jahrhundert zurück, als das Christentum aus Byzanz nach Osteuropa gelangte. Erst gegen Ende des 16. Jahrhunderts wurden die christlichen Feiertage in Russland endgültig festgelegt.

Die orthodoxen Gläubigen in Russland beginnen ihre Vorbereitungen auf Weihnachten bereits am 28. November. An diesem Tag beginnt das Fasten vor Weihnachten, das bis zum 6. Januar dauert – ganze 40 Tage! Ab dem 2. Januar wird das Fasten strenger, und am Heiligen Abend selbst ist es am strengsten. Doch der Tag vor Weihnachten besteht nicht nur aus Fasten.

Es gibt weitere Bräuche wie das Herumlaufen von singenden Gruppen, die in den Häusern herzlich empfangen werden, da ihre Lieder Glück und eine reiche Ernte bringen sollen. Das Weihnachtsessen darf erst am Abend nach der Messe beginnen, sobald der erste Stern am Himmel erscheint.

Weihnachten in Russland ist ein fröhliches und reichhaltiges Fest, vor allem, was das Essen betrifft. Auf den Weihnachtstisch kommen oft traditionelle russische Gerichte: gebackener Schweinskopf, gebratenes Schweinefleisch, Kalbfleisch, Fisch in Aspik oder auch Gans mit Äpfeln. Bekannt sind auch Hase in Sahnesoße, Wildgerichte und Lammfleisch. Ebenfalls beliebt sind Wareniki, Teigtaschen aus Hefeteig, gefüllt mit Kohl, Reis, Kartoffeln oder eingelegten Pilzen.

Auf dem russischen Weihnachtstisch dürfen auch klassischer Weizen- oder Gerstenbrei, gewürzt mit Rosinen, Honig, Nüssen und Mohn – die sogenannte Kutja – nicht fehlen. Dazu wird traditionell Wsswar, ein Kompott aus getrockneten Früchten, serviert. Beide Gerichte haben eine symbolische Bedeutung: Wsswar wurde früher zur Feier der Geburt eines Kindes getrunken, während Kutja bei Beerdigungen gereicht wurde. Das Servieren beider Speisen erinnert an Geburt und Tod von Jesus Christus.

Natürlich gehört zu Weihnachten in Russland auch etwas Süßes, auch wenn die Auswahl nicht so vielfältig ist wie bei uns. Es gibt Obst, Kuchen, Pfannkuchen, Lebkuchen, Kekse, Honig und andere Süßigkeiten. Traditionell wird auch ein Weizenauflauf mit Mohn, Rosinen, Pflaumen, Mandeln und Zucker serviert. Getrunken werden Bier (und natürlich Wodka), Kompotte, süße Suppen, Gelees und seit dem 18. Jahrhundert auch chinesischer Tee.

Väterchen Frost und Schneeflöckchen – modernes Weihnachten in Russland

Väterchen Frost und Schneeflöckchen waren ursprünglich kein Teil der russischen Weihnachtstradition. Sie tauchten erst nach 1918 auf, als religiöse Weihnachtsfeiern in Russland verboten wurden (genauer gesagt von der sowjetischen Regierung). Die Traditionen verschwanden nicht völlig, sondern traten in den Hintergrund. Erst nach dem Zusammenbruch des Sowjetregimes kehrten die orthodoxen Weihnachtsbräuche allmählich zurück.

Heutzutage bedeutet Weihnachten in Russland – besonders für Kinder –, dass Väterchen Frost und Schneeflöckchen zum Neujahrsfest kommen und Geschenke bringen. Das erinnert ein wenig an unsere Tradition des Nikolausbesuchs am 5. Dezember. Anfang des 20. Jahrhunderts suchten Kinder ihre Geschenke unter dem Kopfkissen, heute findet man sie unter dem geschmückten Weihnachtsbaum.

Vielleicht möchte jemand von euch eines der traditionellen Gerichte probieren, die in Russland zu Weihnachten auf den Tisch kommen. Hier ein paar Rezepte:

Weizenkutja

  • 500 g Weizen
  • etwas Salz
  • 100 g Honig
  • 50 g Mohn
  • 50 g Nüsse
  • 50 g Butter

Zubereitung:

Den Weizen 24 Stunden in 1,5 Liter kaltem Wasser einweichen (das Wasser nicht wechseln). Danach in demselben Wasser mit etwas Salz weich kochen. Die geriebenen Nüsse, Honig und gemahlenen Mohn hinzufügen und servieren. Jede Portion mit etwas Butter beträufeln.

Wsswar

  • 300 g getrocknete Äpfel oder Pflaumen (oder eine Mischung aus beiden)
  • 2 Teelöffel Honig (mehr nach Geschmack)

Die Trockenfrüchte in ein hitzebeständiges Gefäß geben und mit kochendem Wasser übergießen, abdecken. Den Honig in etwas warmem Wasser auflösen und zu den Früchten geben. Umrühren, erneut abdecken und abkühlen lassen.

Jetzt könnt ihr das russische Weihnachten auch kulinarisch erleben. :-) Guten Appetit!